Eine Insel vor der Küste Jütlands
Ursprünglich lag Vedersø Klit auf einer Insel westlich von Jütland. Ein Blick auf die frühesten Karten mit einer einigermaßen verlässlichen Darstellung der Gegend bringt uns zurück in die Zeit um das Jahr 1550, als der Holländer Cornelis Anthoniszoon eine Karte herausgab, die unter anderem Jütland zeigt. Hier sieht man eine Reihe von Inseln entlang der Westküste, etwa so wie wir es vom südlicheren Teil der Nordseeküste kennen, mit den Inseln Amrum, Föhr, Sylt, Rømø, Mandø und Fanø. Diese sind ebenfalls eingezeichnet, doch setzt sich die Reihe mit zwei weiteren Inseln fort: Uthoe und Numit. Vermutlich wurde Uthoe später zu einem Teil von Blåvands Huk, während die Insel Numit (auf späteren Karten: Numet) ein Teil der Küste wurde – und auf der Insel Numet befand sich also Vedersø Klit. Eine andere Karte aus dem Jahr 1680 stammt von Ionannes Ianssonius. Beide Karten waren für die Seefahrt angefertigt, das heißt, dass vor allem die Merkmale eingezeichnet sind, die für Handelsschiffe wichtig waren, wie Hafenstädte und Landemöglichkeiten.
Das Land Numet
Nördlich des „Landes Numet“, bei Torsmyd (Thorsminde), befindet sich eine Durchfahrt, und auf der inneren Seite sieht man Vosborg und Nissum. Weiter südlich kommen Husby, Timgaard und Ringkøbing. Auf den Karten sieht es noch so aus, als könne man durch die Durchfahrt bei Thorsminde bis hinunter nach Ringkøbing segeln. So war es ursprünglich auch, doch schon um das Jahr 1560 wurde diese Route durch Flugsand verschüttet. Man hob daher eine Fahrrinne aus, „Staby Kast“ – doch diese war nur für Boote mit geringem Tiefgang passierbar.
1650 zeichnete Johannes Mejer eine Karte von Dänemark. Hier ist Numet klar erkennbar bei Husby mit dem Festland verbunden. Die Unterschiede zwischen den Karten erklären sich wohl auch daraus, dass die Niederländer ihre Karten brauchten, um sich vom Meer aus dem dänischen Festland zu nähern, während es Johannes Mejers Aufgabe war, das Reich Frederiks III. zu kartieren. Die Karte zeugt jedenfalls von einer besseren Kenntnis des Landesinneren. Folgen wir Mejers Karte weiter nach Süden, sehen wir, dass Holmsland Klit an mehreren Stellen vom Meer unterbrochen ist und auch noch nicht bis zum Südende des Ringkøbing Fjords reicht.
Auf großen Teilen Numets steht Wasser, doch nach den alten Quellen war das Wasser oft so niedrig, dass man z. B. bei Søndervig nach Holmsland gehen oder fahren konnte, der untersten zu Numet gehörenden Insel, und der Weg weiter nach innen zwischen Holmsland und Ringkøbing führte über Vonå. Die großen Feuchtgebiete wurden häufig überschwemmt, und die einzige stabile Verbindung befand sich bei Vedersø Klit, am Ende des Fjords, wo Numet das Festland berührte.
Im Laufe der Jahrhunderte füllten sich die Fjorde hinter Numet zum Teil mit Ablagerungen, und die Nordsee spülte Sand an der äußeren Seite an, so dass sich die Meeröffnung im Süden Numets immer weiter zum Südende des Ringkøbing Fjords verschob und sich schließlich bei Nymindegab ganz schloss. Zeitweise schloss sich auch die Öffnung bei Thorsminde. So entstand der Küstenverlauf, wie wir ihn heute kennen.